Rubikon-Modell

Zwischen der Wunschvorstellung und der Verwirklichung eines Wunsches gibt es einen großen Unterschied. Im asiatischen heißt es: der Weg ist das Ziel. Diese Weisheit bringt eben diese beiden Elemente in einen Zusammenhang und zeigt wie eng sie miteinander verknüpft sind: bevor ich mein Ziel erreiche, muss ich mich erst auf den Weg machen. Nur wichtig ist es dabei auf diesem Weg auch zu bleiben, trotz Schwierigkeiten und Niederlagen. Auf dem Weg sein und das Ziel immer vor Augen haben.

Um das Zusammenspiel dieser beiden Elementen darzustellen, entwickelte Heckhausen sein berühmtes Rubikon-Modell. Er unterscheidet dabei 4 Phasen.

Abwägen
Nehmen wir als Beispiel die Berufswahl. Was wollte ich schon alles in meinem Leben machen? Doch es nützt nichts, ich musste mich schließlich entscheiden. Aber bevor eine Entscheidung fällt, muss ich zunächst fragen, ob der Wunsch überhaupt realisierbar ist, ob sich die Mühe lohnt und welche Konsequenzen diese Entscheidung mit sich bringt. Vielleicht muss ich in eine andere Stadt umziehen? Vielleicht verliere ich dadurch meine Freunde und Familie. Ist es mir dann die Sache noch wert? Habe ich dann genug Geld zur Verfügung, um am Wochenende sie zu besuchen? Wie sieht es mit meinem Schulabschluss aus? Kann ich überhaupt mit einer 4 in Mathe diese Ausbildung machen? Erst wenn ich die Sache gründlich überlegt habe, kann ich einen Entschluss fassen. Dieser ist für mich sozusagen verbindlich. Ein Ehrenwort!

Planen
Die Würfel sind nun also gefallen. Nach einem langen Hin und Her kommt schließlich die Entscheidung. Ich will handeln! Ich will ’was tun! Mir steht die Welt offen! Nur zunächst muss ich mir schon wieder Gedanken machen. Was muss ich erst mal tun, um das Ziel zu erreichen? Bei großen „Projekten“ hilft es in kleinen Schritten zu denken, Pläne zu machen, salopp gesagt: sich auf die bevorstehende Aufgabe vorbereiten. Stück für Stück komme ich der Sache näher aber sofort, so ganz schnell geht das nicht. Das liegt schon in der Natur der Sache und ist wohl allen klar.

Handeln
Jetzt kommt der Moment, wo mir einer sagt: Nun schnack’ nicht so viel! Mach es! Und das auch konsequent, trotz Schwierigkeiten. Spätestens jetzt wird mir der Unterschied zwischen einer Wunschvorstellung und der Verwirklichung so unangenehm spürbar: Klausuren, Hausarbeiten, Praktika, Prüfungen. Wie soll ich da den Mut nicht verlieren.

Bewerten
Hätte ich das gewusst, dann… Wie oft schon habe ich diesen Satz gesagt? Es gibt Momente auf meinem Weg, die mir die Lust an der ganzen Sache so richtig verderben können. Doch es gibt auch diese wichtigen Momente, wo ich zufrieden auf die kleinen Erfolge zurückblicken kann. Es ist wichtig mal zwischendurch Pause zu machen: aufatmen, Luft holen, Bilanz ziehen- der Mensch ist schließlich keine Maschine! Und dann mit neuer Kraft, voll Mut und Zuversicht sich wieder auf den Weg aufmachen und dem Ziel entgegen gehen, das mit jedem Tag immer näher rückt. Ehrenwort!

Quelle: Heckhausen, J. & Heckhausen, H. (Hrsg.) (2006). Motivation und Handeln. Heidelberg: Springer Medizin Verlag, 3., überarbeitete und aktualisierte Auflage.

Theoretische Grundlagen